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Auf den ersten Blick scheint der Satz -- wie er etwa auf dem Papier gedruckt
steht -- kein Bild der Wirklichkeit zu sein, von der er handelt. Aber auch die
Notenschrift scheint auf den ersten Blick kein Bild der Musik zu sein, und
unsere Lautzeichen-(Buchstaben-)Schrift kein Bild unserer Lautsprache.
Und doch erweisen sich diese Zeichensprachen auch im gewöhnlichen Sinne
als Bilder dessen, was sie darstellen.
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Offenbar ist, daß wir einen Satz von der Form "aRb" als Bild empfinden. Hier
ist das Zeichen offenbar ein Gleichnis des Bezeichneten.
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Und wenn wir in das Wesentliche dieser Bildhaftigkeit eindringen, so sehen wir,
daß dieselbe durch scheinbare Unregelmäßigkeiten (wie die
Verwendung der und
in der Notenschrift) nicht gestört wird.
Denn auch diese Unregelmäßigkeiten bilden das ab, was sie
ausdrücken sollen; nur auf eine andere Art und Weise.
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Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die
Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zu
einander, die zwischen Sprache und Welt besteht.
Ihnen allen ist der logische Bau gemeinsam.
(Wie im Märchen die zwei Jünglinge, ihre zwei Pferde und ihre Lilien.
Sie sind alle in gewissem Sinne Eins.)
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Die Möglichkeit aller Gleichnisse, der ganzen Bildhaftigkeit unserer
Ausdrucksweise, ruht in der Logik der Abbildung.
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Um das Wesen des Satzes zu verstehen, denken wir an die Hieroglyphenschrift,
welche die Tatsachen die sie beschreibt abbildet.
Und aus ihr wurde die Buchstabenschrift, ohne das Wesentliche der
Abbildung zu verlieren.